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Landes-Behindertenbeauftragte zu Gast in der Stiftung KBZO: Stephanie Aeffner zeigt klare Kante

23.05.2017

WEINGARTEN – Stephanie Aeffner, seit September vergangenen Jahres Landes-Behindertenbeauftragte und Nachfolgerin des neuen KBZO-Aufsichtsratsvorsitzenden Gerd Weimer, hat die Stiftung KBZO besucht. Die 40-jährige Sozialpädagogin aus Eppelheim (Rhein-Neckar-Kreis) sitzt selbst im Rollstuhl und ist die erste persönlich Betroffene im Amt der baden-württembergischen Landes-Behindertenbeauftragten. Aeffner war auf Vorschlag von Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha bestellt worden.

Stephanie Aeffner machte sich im Rahmen ihres knapp fünfstündigen Besuchs ein umfassendes Bild vom vielfältigen Angebot der Stiftung KBZO für Menschen mit und ohne Behinderung. Zu ihren Stationen zählten das inklusive Kinderhaus Wirbelwind „KiWi“, die Geschwister-Scholl-Schule im Argonnenareal, das Stadtbüro in der Schützenstraße sowie das inklusive Wohnprojekt „Finka“ in der Prestelstraße.

Dort traf Stephanie Aeffner in Begleitung ihres Geschäftsstellenleiters Eberhard Strayle auf Führungskräfte der Stiftung KBZO zum fachlichen Austausch. Die Landes-Behindertenbeauftragte betonte, dass die bevorstehenden Veränderungen, die Schulgesetz, Landesbehinderten-Gleichstellungsgesetz oder das Bundesteilhabegesetz mit sich brächten, „mit Leben gefüllt werden müssen, damit diese Veränderungen auch bei den Menschen ankommen“.

„Gleiche Lebenschancen für alle“

Politik habe die Aufgabe, gleiche Lebenschancen für alle zu schaffen. Wie gut Teilhabemöglichkeiten sind, dürfe deshalb nicht davon abhängen, wie gut der jeweilige Kreis finanziell dasteht. „Da muss eine Steuerung her“, forderte Aeffner. Auch bei der Schaffung von Angeboten einer ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung zeigt die Landes-Behindertenbeauftragte klare Kante und will, dass die Selbstvertretungsorganisationen der Menschen mit Behinderung und sie an Gesprächen beteiligt werden, in denen entschieden wird, was gefördert wird“. Mit dem BTHG sollen flächendeckend unabhängige ergänzende Teilhabeberatungsstellen geschaffen werden.

Aeffner, die selbst aus der Behindertenbewegung kommt und lange Jahre in einer Beratungsstelle von Menschen mit Behinderung für Menschen mit Behinderung gearbeitet hat, rät grundsätzlich, dass sich die Selbstvertretungsorganisationen der Menschen mit Behinderung behinderungsübergreifend zusammenschließen, damit in jedem Kreis eine solche Beratungsstelle geschaffen werden könne. Nur so könne flächendeckend Beratung aufgebaut und gewährleistet werden.

In der Folge des BTHG wird gerade in Gesprächen mit der kommunalen Seite erörtert, wer zukünftig Träger der Eingliederungshilfe sein wird. Wohin die Reise bei der übergeordneten, sozialplanerischen  Funktion aber geht, wollte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung KBZO, Dr. Ulrich Raichle, wissen. Aeffners Vorstellung ist auch hier ganz klar: „Wir müssen landesweit regeln, wie eine Bedarfsfeststellung aussehen muss, die dann auch Grundlage für die Bepreisung des Hilfebedarfs ist. Wenn das genau festgelegt ist, dann kann hinterher auch keiner mehr dran drehen.“ Es könne jedenfalls nicht sein, „dass es von der Finanzlage des Wohnortkreises abhängt, welche Teilhabeleistungen ein Mensch mit Behinderung erhält“,   ergänzte Eberhard Strayle.

„Wir müssen zusammenstehen“

Stephanie Aeffner indes appellierte an die anwesenden KBZO-Vertreter, dass sie gemeinsam mit den Selbstvertretungsorganisationen der Menschen mit Behinderung für bedarfsdeckende Leistungen kämpfen, die wirklich gleichartige Teilhabe ermöglichen. Es sei sicher positiv, dass bei der Erarbeitung des neuen Landesrahmenvertrags und der AG zur Weiterentwicklung der Eingliederungshilfe auch Menschen mit Behinderung vertreten seien. So werde Transparenz und Partizipation geschaffen. „Leistungserbringer und Betroffene müssen zusammenstehen, dann haben in Zukunft alle was davon“, forderte Aeffner.

Raichle lobte in diesem Zusammenhang den Landkreis Ravensburg, „in dem sich Leistungserbringer schon vor langer Zeit auf den Weg gemacht haben, um in einer konzertierten Aktion Pflegesatzverhandlungen zu führen.“ Das habe die vergangenen Jahre ganz gut funktioniert. „Es gibt hier ein Bewusstsein, dass wir so gemeinsam stärker sind“, weiß Raichle. Die Menschen mit Behinderung vor dem Hintergrund des BTHG noch stärker in den Fokus zu nehmen, sei freilich ein wichtiger Appell der Landes-Behindertenbeauftragten, den man beherzigen und unterstützen werde, sagte Raichle.

@ www.facebook.com/stiftungkbzo

Gruppenbild mit Dame: Die Landes-Behindertenbeauftragte Stephanie Aeffner (Mitte) umrahmt von Alicia Weggenmann (Praktikantin), Dr. Ulrich Raichle (Vorstandsvorsitzender), Christian Mahl (Geschäftsbereichsleiter Wohnen & Leben), Matthias Stöckle (kaufmännischer Vorstand), Eberhard Strayle (Geschäftsstellenleiter der Landes-Behindertenbeauftragten), Christine Rude (Fachbereichsleiterin) und Thomas Sigg  (Geschäftsbereichsleiter Schulen & Kinderbetreuung). Foto: kbzo

Reger Austausch: Mit der Landes-Behindertenbeauftragten Stephanie Aeffner (2. v. r.) diskutierten SBBZ-Direktor Thomas Sigg, Vorstandsvorsitzender Dr. Ulrich Raichle und Fachbereichsleiterin Christine Rude (v. l.).
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