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Wenn Exkludia aus den Fugen gerät – oder: Was ist denn schon normal?

07.07.2015

WEINGARTEN/RAVENSBURG – Es war erst das zweite Mal, dass sich der Vorhang im Theater Ravensburg für sie öffnete – und doch hatte man den Eindruck, dass da eine ganz schön routinierte Truppe am Werk ist. Die Rede ist von der Theatergruppe Unterstützte Kommunikation (UK) der Stiftung KBZO, die mit ihrem Stück „Konfusion auf Exkludia“ das Publikum im voll besetzten Saal begeisterte.

„Es erwartet sie ein außergewöhnliches Stück mit außergewöhnlichen Schülern, die außergewöhnlich kommunizieren“, stimmte Projektleiter und Kommunikationspädagoge Thorsten Mühl das Publikum auf einen außergewöhnlichen Abend ein. Denn auf „Exkludia“, einer weit entfernten Galaxie, herrschen ganz eigene Gesetze: Man darf dort nicht auf seinen eigenen Füßen stehen, es wird gerollt; mit dem Mund zu sprechen ist vollkommen unhygienisch und absolut verpönt – für so etwas gibt es schließlich Talker: Luki, genannt Romeo 2.0, steuert diesen mit seinem großen Zeh an. Max, der Anarchist, zielt kurz mit seinem Auge und schon weiß jeder, was gemeint ist. Der etwas größenwahnsinnige, aber gleichsam geniale Professor Silvan Hassnuss, verändert die Welt mit einem Daumen. Und wenn Darth Hannes sein Knie hebt, stehen alle stramm.

Bis Hybrid Flo und seine Lehrerin versehentlich auf dem Planeten landen und die heile Welt der vier Jungs nebst ihren Bufdi-Robotern gehörig durcheinander wirbeln. Angereichert mit monumentaler Filmmusik, Lichteffekten samt Rauch- und Nebelschwaden wird in dem Science Fiction Epos ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit viel Charme und Humor die Frage gestellt: Was ist denn schon normal?

„Teilhabe in besonderer Form“

Alex Niess vom Theaterpädagogischen Zentrum und Thorsten Mühl entwickelten das Stück gemeinsam mit den Schülern und deren alltäglichen Erfahrungen rund um ihr Leben mit Handicaps. „Die Arbeit mit der Gruppe hat meinen Arbeitshorizont und meinen emotionalen Horizont sehr erweitert“, bekannte Niess. Selten habe den Schauspieler und Theaterpädagogen eine Arbeit derart „berührt und befriedigt“. Dr. Ulrich Raichle bezeichnete Niess, Mühl und deren Crew als ein „Klasseteam“.  Nicht nur für den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung KBZO war es beeindruckend zu erleben, wie die Schüler es genießen, zeigen zu können, was sie imstande sind, zu leisten – und dafür bejubelt zu werden. „Das sind wertvolle Erfahrungen, die das Selbstbewusstsein unserer Schüler sichtbar steigern – das ist Inklusion und Teilhabe in besonderer Form“, betonte Raichle, der sich bei allen, die die Arbeit der UK-Theatergruppe unterstützen, bedankte, „insbesondere beim Wirtschaftsforum Pro Ravensburg und der Ravensburger AG“.

@ www.facebook.com/stiftungkbzo
www.theater-ravensburg.de

 

Abgestürzte Computer, durchgeknallte Bufdi-Roboter, Exkludierblaster: Die UK-Theatergruppe der Stiftung KBZO wirbelte ganz schön auf dem Planeten „Exkludia“, respektive der Bühne im Theater Ravensburg – und begeisterte das Publikum.

Text: Clemens Riedesser
Fotos: Anja Köhler

 

 

 

 

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